Ein Treppenkunde erwartet makellose Oberflächen, wie er sie von seinen Möbeln kennt. Für den Hersteller bedeutet das: schleifen, schleifen und noch mal schleifen. Der Treppenbauer Wiehl erledigt das jetzt mit einer elf Meter langen beidseitigen Breitbandschleifmaschine.
Links vor der neuen DMC-Breitbandschleifmaschine von SCM steht beim Treppenbauer Wiehl im oberschwäbischen Bingen bei Sigmaringen ein Rollwagen mit grob zugeschnittenen Rohlingen für Treppenwangen. Bevor die Wangen auf der CNC ihre Komplettbearbeitung erhalten, schleift Schreinermeister Thomas Vogel die Flächen auf der Breitbandschleifmaschine.
Die ursprünglich rechteckigen Leimholzrohlinge haben seine Kollegen zuvor mit der Bandsäge in Form gebracht und das Material, das sie auf der einen Seite abgeschnitten haben, auf der anderen wieder angeleimt.
Thomas Vogel geht zum Touchscreen der Maschine und gibt die Solldicke 56 mm ein und wählt das Programm Eichenwangen. Danach zeigt der Bildschirm in einer 3D-Grafik von links nach rechts alle Aggregate der Maschine. An der Darstellung befindet sich ein Eingabefeld, mit dem sich das Aggregat zu- oder wegschalten und sich die Schnittgeschwindigkeit vorgeben lässt. Alle Eintragungen hat das Programm Eichenwangen automatisch vorgenommen. Als Zusatzinformation gibt die Grafik auch an, welche Schleifbänder einzuwechseln sind.
Die erste Maschinenhälfte schleift von oben und besteht aus einer Kalibrierwalze aus Stahl, einer weichen Gummiwalze, einem Querschleifaggregat, einer Planetenschleifeinheit sowie einem Superfinish-Aggregat mit Gliederdruckschuh und Lamellendruckband. Von unten arbeiten drei Stationen: eine Kalibrierwalze, eine weiche Gummiwalze sowie ein Kontaktschleifaggregat mit Gliederdruckschuh.
Bereits beim Kommissionieren der Treppe haben die Kollegen darauf geachtet, dass immer die gut sichtbare Werkstückseite oben liegt, sodass diese den besseren Schliff mit dem Superfinish-Aggregat erhält. Das Programm fordert Körnung 60 für die Kalibrierstationen, 120 für die Gummiwalzen und 180 für die Druckschuhaggregate. Thomas Vogel schaut durch die Fenster in die Maschine und überzeugt sich davon, dass die richtigen Bänder eingewechselt sind. Mithilfe eines Vakuumhandlinggeräts hebt er die oberste fast sechs Meter lange und über 70 kg schwere Wange an und legt das eine Ende auf den kurzen Einlauftisch der Maschine und das andere auf einen Rollbock.
Er löst das Vakuumgerät, schiebt die Wange in die Maschine und holt schon die nächste Wange. Hinter der Maschine stapelt ein Helfer die geschliffenen Wangen ab. Bei einem Vorschub von 6 m/min trägt die Maschine oben und unten jeweils 1 mm Material ab. Der Helfer betrachtet die obere und untere Fläche und ruft: »Alles sauber ausgeschliffen.«
Mit 50 Mitarbeitern fertigt Wiehl jährlich 2000 Holztreppen, vor allem für Fertighausproduzenten. Das Gros der Fertigung erfolgt auf CNC-Maschinen. Diese fräsen die Konturen der Wangen, Handläufe, Stufen, und Podeste. Außerdem fräsen sie die Stufen ein und profilieren Wangen, Handläufe und Stufen. Tastaggregate sorgen dafür, dass die Radien tangential in die angrenzenden Flächen übergehen. Aus diesem Grund schleift Wiehl seine Werkstücke, bevor sie auf die CNC kommen.
Als letztes Jahr der Ersatz der 20 Jahre alten Breitbandschleifmaschine anstand, entschied sich der geschäftsführende Gesellschafter Jörg Wiehl für die oben und unten schleifende Maschine DMC System T5C 1350 von SCM. Mit der Ersatzinvestition wollte sich Jörg Wiehl natürlich auch verbessern.
Ziel war es, Ergonomie und Effizienz zu steigern. Außerdem sollte die Maschine die Umstellung auf Wasserlacke erleichtern. Wasser lässt Holz quellen, was mit dem Aufrichten der Holzfasern einhergeht.
Ein feinerer Schliff wirkt dem entgegen. Schließlich sollte die Maschine auch noch ein Bürstaggregat zum Strukturieren haben. Für Ergonomie sorgen fest installierte Vakuumhebegeräte und die zusätzlichen Aggregate zum Schleifen der Werkstückunterseite. Letztere erübrigen das Drehen der Werkstücke und den Rücktransport zum Maschineneinlauf.
Während die alte Maschine mit nur drei Aggregaten oben ausgestattet war, verfügt die neue oben zusätzlich über ein Planetenaggregat, ein Superfinish-Aggregat mit elektronisch gesteuertem Gliederdruckschuh und einem Lamellendruckband. Letzteres lässt die Andruckzonen über das Werkstück hinwegwandern.
Das verhindert ein Zusetzen des Schleifbandes und ein Überhitzen der Oberfläche. Das Planetenaggregat schleift oder bürstet quasi in alle Richtungen gleichzeitig. Das ermöglicht einen hervorragenden Lackschliff und ein gründliches Strukturieren.
Jörg Wiehl sagt: »Die Schleifmaschine ist für uns eine Schlüsselmaschine. Jedes Werkstück läuft zweimal hindurch, einmal für den Holzschliff vor der CNC und einmal für den Lackzwischenschliff. Wenn diese Maschine steht, geht bei uns nichts mehr! Der Maschinenführer und sein Helfer bücken sich nicht mehr, heben nicht mehr schwer, drehen die schweren Werkstücke nicht mehr und tragen sie auch nicht mehr zurück zum Maschineneinlauf. Die Laufzeit der Maschine hat sich auf 60 Prozent verringert. Weiterhin hat sich die Oberflächenqualität verbessert, sodass auch das Lackieren effizienter vonstatten geht. Meine Mitarbeiter schätzen die intuitive Maschinensteuerung und den sehr zuverlässigen Betrieb.«
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